Die Mythen des Alterns
Alt werden hat doch sicher mit verschiedenen Problemen zu tun oder?
Man kann nicht mehr ordentlich schlafen, hat Schmerzen ohne Ende und ernährt sich im Prinzip nur noch von Medikamenten. Zugegeben, das war ein bisschen überspitzt aber das Stigma des Älteren sieht doch genau so aus oder? Ich habe mir in diesem Zusammenhang vier Mythen herausgesucht, die es zu untersuchen gilt. Mal sehen, ob du dich dabei wiedererkennst.
Mythos 1: Schmerzen gehören zum altwerden dazu!
Jetzt kommt die erste Hiobs-Botschaft: chronische, also dauerhafte, Schmerzerkrankungen werden im Alter sogar seltener als mehr. Zudem wird das Auftreten von Lenden,- Nacken und Kopfschmerzen im Alter im Schnitt auch weniger. Das heißt, man muss sich nun wieder mit den Beschwerden beschäftigen, statt zu sagen „das ist das Alter!“. Lass dich also nicht entmutigen. Wenn du älter bist und Schmerzen hast, müssen diese nicht für immer bleiben und wenn auch du es schaffst ein bisschen an deinem Lebensstil zu arbeiten, werden diese Beschwerden sicher auch besser. Halte dir nicht immer vor, dass du einfach alt bist. Das ist zu einfach 😊. [1]
Mythos 2: Wenn ich schon Schmerzen habe, werden die Jahr für Jahr mehr!
Vielleicht hast du eine Erkrankung, die scheinbar irreversibel ist. Zum Beispiel Knie- oder Hüftarthrose. Dann liegt doch eigentlich auf der Hand, dass der Schmerz Monat für Monat, Jahr für Jahr stärker wird oder? Immerhin wird das Knie oder die Hüfte ja auch nicht besser. Die Abnutzung schreitet doch Stück für Stück voran. Eine Studie beweist das Gegenteil. D
ort wurden Menschen mit Kniearthrose 8 Jahre lang begleitet und man hat die Intensität ihres Schmerzes gemessen. Das schöne Ergebnis: Alter und Schmerzstärke haben nichts miteinander zu tun. [1]
Mythos 3: Einfaches Aushalten führt zu Schmerztoleranz!
Der Versuch Schmerz einfach auszuhalten ist eher nicht zu empfehlen. Vor allem Beschwerden, die nicht mit einem Trauma zu tun haben werden davon wohl nicht verschwinden. Wenn du täglich 13 Stunden sitzt und dir davon der Po oder der Rücken weh tut wird das nicht weniger, wenn du noch länger genau so handelst. Ändere deinen Lebensstil, gehe zum Arzt oder Therapeuten. Davon wird der Schmerz besser. Wer aushält, läuft Gefahr, dass sich der Schmerz chronifiziert. Je öfter dein Nervensystem Input von den betroffenen Gelenken bekommt, desto höher die Gefahr, dass Nervenenden sensibler werden. Sehr vereinfacht ist dies der Hergang einer Chronifizierung. Geh also dein Problem an und ignorier es nicht! [1]
Mythos 4: Schmerzmittel machen süchtig!
Das ist sehr unwahrscheinlich. Natürlich ist ein verantwortungsvoller Umgang mit Tabletten extrem wichtig, keine Frage. Aber sie gar nicht zu nehmen, weil man glaubt sich damit etwas Gutes zu tun stimmt nicht. Zeichen einer Abhängigkeit wurden bei nur 3% der Menschen festgestellt, die in einer Studie untersucht wurden. Ich erlebe in der Praxis viele Menschen, die sich durch einen Schmerz quälen, nur weil sie der Meinung sind, dass die Tabletten süchtig machen. Wie gesagt. Ein verantwortungsvoller Umgang ist wichtig. Die Folgen dieser Schmerz-Verschleppung sind jedoch deutlich stärker. [1]
Etwas anders ist es mit Opiaten. Dort ist Vorsicht geboten. Jedoch sind Ärzte bestens darin ausgebildet, dir in diesem speziellen Fall den Weg zu zeigen. Halte dich also bei der Einnahme von Opiaten unbedingt an die Anweisungen deines Arztes.
Meine Tipps
„Die Definition von Wahnsinn ist, immer wieder das Gleiche zu tun und andere Ergebnisse zu erwarten.“ – Albert Einstein
In diesem Sinne ist der wichtigste Tipp: Wenn du Beschwerden hast, geh es an! Verändere Etwas. Einfach weiter nichts tun oder das Gleiche tun, wird keine Veränderung bringen. Wie auch? Du sitzt zu viel am Tag? Dann hast du den Rückenschmerz auch verdient. Du änderst etwas an dir und es wird langsam besser. Gute Arbeit! Es gibt selten diesen einen Hebel den man umlegt und dann ist alles besser. Es geht nur Stück für Stück.
Was kann man verändern?
– Ernähre dich konsequent gesünder
– Probier das Intervallfasten mal aus
– Beweg dich mehr
– Besuche Kurse oder einen Trainer, der mit dir an deiner Problemzone arbeitet
– Probiere Meditationen aus
– Geh konsequent täglich spazieren
Und bevor jetzt Fragen kommen: Ja, seine Ernährung zu verbessern kann positiv auf Knieschmerzen wirken. Ja, weniger Stress zu haben kann Auswirkungen auf deinen Schmerz haben. Sieh das große Ganze und nicht nur einen Körperteil oder ein Gelenk
Ich hoffe dieser Beitrag hat euch geholfen, euch nicht mit etwas abzufinden. Bleibt am Ball, Das Alter entscheidet nicht über euer Befinden!
Quelle: Thielke et al. (2012) „Aging: Are these 4 pain Myths complicating care?”. In: J Fam Pract. Nov; 61(11): 666-670.